Gut Ding will Weile haben
Das erste Kapitel startet bereits vor etwa 2 Jahren. Damals platzte das Warenlager aus allen Nähten und da ich ungern wie damals in meiner Wohnung als ich mit the sage angefangen hatte, alles 50mal umstellen wollte, nur um ein paar wenige Zentimeter Platz zu gewinnen, musste bald ein neues Lager und entsprechend ein neuer Standort her.
Schon lange vor the sage hatte ich davon geträumt, einen Laden zu eröffnen, also dachte ich mir, beim neuen Lager muss es unbedingt diese Möglichkeit geben, denn ich wollte nicht nach einem Jahr schon wieder umziehen.
Ich hatte einige Optionen angeschaut, auch temporäre Lösungen für ein Pop-Up, aber aufgrund des knappen Budgets und den bescheidenen experimentierfreudigen Vermietern, war das gar nicht so einfach. Und dann fand ich ganz unerwartet den jetzigen Standort, im März 2022. Kurz besichtigt, verhandelt und auf den Bauch gehört et voilà! Der Umzug per Dezember 2022 war fixiert.
Die Planungsphase
Kurz nachdem der Mietvertrag unterzeichnet war, ging es auch schon mit der Planung los. Da ich alles alleine machte, also die Planung, den Umzug, den Bau und nebenbei den Onlineshop am Laufen zu halten, war eine genaue Planung unerlässlich. Die Planungsphase war auch meine Lieblingsphase: Als Designerin bin ich in der Welt der Farben, Muster und Materialien Zuhause. Ich hatte von Anfang an klare Vorstellungen, was ich wollte und definitiv nicht wollte und konnte mich richtig ausleben, natürlich immer mit dem winzigen Budget im Hinterkopf ;-)
Der Concept Store besteht aus einer grossen Ladenfläche, welche ich in verschiedene Bereiche und Themen gegliedert habe, inkl. einem abgetrennten Bereich für's Büro & Atelier und die kleine Küche (das Lager befindet in einem separaten Raum). Der Laden sollte wandelbar sein, also nicht zu viele fixierte Elemente beinhalten. Das Sortiment wächst und verändert sich ständig und somit war es mir wichtig, modulare Möbel und Einrichtungen zu entwerfen. Ein Pegboard, mehrere Konsolentische und Holzwürfel sowie ein Gitter an der Decke sorgen für Flexibilität. Dunkles und warmes Holz, naturfarbene Accessoires wie Körbe und Schüsseln, Pflanzen, schlichte zeitlose Möbel und eine Akzentfarbe machen das Design aus.
Der Umzug
Ende November 2022 war es soweit: der Umzug und das Abenteuer beginnen! Zu zweit haben wir an zwei Wochenenden das gesamte Inventar und die Möbel transportiert. Am neuen Standort herrschte also Chaos und das mitten in der Weihnachtszeit :-D Dank guter Planung und vielen Stunden Arbeit hat zum Glück alles geklappt und nach Aussen blieb das Chaos verborgen. Gleich im neuen Jahr war geplant, dass ich die Ladenfläche frei räume, das Lager fertig einrichte und dann mit dem Bau des Ladens beginnen kann. Nur leider kam es dann doch anders: Irgendwo durch einen kleinen Riss drang Wasser ins Lager ein. Ein echter Schockmoment! Aber glücklicherweise hatte das Wasser nur ein paar Kartons erwischt und die Produkte blieben alle unversehrt. Aber jetzt musste erst das Leck geschlossen werden, bevor ich das Lager fertig einrichten konnte. Der Ladenbau würde sich also leider verzögern.
Mitte März waren dann endlich die Reparaturarbeiten abgeschlossen und es konnte los gehen! Ende März war das Lager so gut wie eingerichtet und die Ladenfläche bereit für die letzte Planungsphase.
Der Bau beginnt
Da es das erste Mal war, dass ich einen ganzen Laden geplant und gebaut habe, wollte ich sichergehen, dass alle Masse stimmten und ausreichend Platz war, damit sich die Kunden bewegen können. Dazu habe ich alles in Originalgrösse mit Schnüren gekennzeichnet. Nach ein paar kleinen Justierungen konnte ich nun endlich auch mit der Planung der einzelnen Möbel beginnen.
Da 90% der Möbel selbstgebaut sind, hiess es als Erstes ein Testmöbel zu bauen, um sicherzustellen, dass das Holz die richtige Dicke hat und die Masse und Verarbeitung umsetzbar sind. Das Testmöbel war leider sehr instabil, zum Glück hatte ich das ausprobiert! Nach langem überlegen und einem Telefonat mit dem Schreiner, stand das neue Holz fest und ich traute mich, dieses definitiv zu bestellen. Insgesamt 88 Holzplatten und 74 Latten & Stäbe sollten es sein (den Grossteil des Holzes habe ich auf Mass und vorgeschliffen bestellt, da wir keine grossen und exakten Maschinen für den Zuschnitt zur Verfügung hatten und auch um Zeit zu sparen). Ich hatte grossen Bammel davor, dass etwas nicht passt oder dass ich Masse falsch berechnet habe. Aber siehe da, nur 2 kleine Platten waren falsch resp. waren sie schlicht zu klein, Dezimalfehler lässt grüssen! :-)
Während ich auf die Lieferung des Holzes vom Schreiner aus der Region gewartet habe, habe ich bereits die Wände gestrichen und gewisse Unterbauten zusammen gebaut. Auch wenn das meiste Marke Eigenbau ist, wollte ich nicht auch noch Schubladen o.ä. selber bauen. Irgendwo muss man ja eine Grenze ziehen :-P
Das Holz traf Mitte Juli 2023 ein und als erstes musste ich dieses schleifen und gewisse Teile bereits ölen. Ihr erinnert euch, es sollte dunkles Holz werden. Arbeitshosen an und los geht's!
Die Möbel und den Umbau hätte ich übrigens unmöglich ganz alleine machen können, ein grosses Danke an meine Familie für die tatkräftige Unterstützung!
Sie haben mir zeitweise an 1-2 Tagen in der Woche beim Bau geholfen. Und ich habe nebenbei noch jede freie Minute und das Wochenende daran gearbeitet.
In den kommenden Monaten entstand so Möbel um Möbel, doch die grösste Arbeit stand noch bevor: Die Raumteiler und die Akzentwand mit den 60 Holzlatten.
Die Beleuchtung
Als die Raumteiler auch endlich fertig waren, fehlte nur noch das Licht. Die Elektrik wollte und konnte ich nicht selber umsetzen, das habe ich lieber Profis überlassen. Und auch hier hatte ich grosses Glück und eine Firma aus Romanshorn hat mich unterstützt und eine tolle Lösung für mein kleines Budget gefunden.
Der grösste Teil der Beleuchtung wird über ein Schienensystem mit Strahlern gelöst. Aber es gibt auch zwei Stehlampen sowie 3 Pendelleuchten, welche ich als Akzentleuchten eingeplant hatte. Denn ein weiteres Experiment hatte ich nebenbei bereits im Sommer gestartet: Ich wollte einen Lampenschirm aus Pilz, genauer gesagt dem Pilzmyzel, wachsen lassen. Dazu werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einen separaten Blog schreiben. Hier seht ihr aber schonmal das Ergebnis:
Die beiden anderen Pendelleuchten wollte ich eigentlich fixfertig kaufen, habe aber nichts passendes gefunden und so habe ich diese spontan eine Woche vor Eröffnung aus Pappe hergestellt. Kommentiert gerne, falls ihr dazu ebenfalls einen Beitrag lesen möchtet.
Endspurt
Die Eröffnung war nun endlich in Sichtweite und es fehlten nur noch Accessoires wie Körbe, Schüsseln und andere Behälter. Vieles habe ich Secondhand besorgt und dadurch auch kleine Schätze gefunden, die Charme und Lebendigkeit in den Laden bringen.
Pflanzen durften natürlich auch nicht fehlen. Einige habe ich gekauft, andere habe ich Zuhause aus meinen eigenen Pflanzen über längere Zeit hinweg gezüchtet.
Der Kassenbereich hat relativ spontan noch ein Logo aus Holz erhalten, auch hier hatte ich Glück und jemanden aus der Region mit einem Laser gefunden.
Die Eröffnung
Den Laden habe ich dann klammheimlich am 1. Dezember eröffnet und es vorher niemandem gesagt. Einerseits bin ich jemand, der keine grossen Eröffnungsfeiern mag und andererseits war ich mir gar nicht sicher, wann ich denn wirklich eröffnen würde, da ich das Datum in meinem Kopf bestimmt schon 10mal verschoben hatte :-D
Fazit
Zur Fertigstellung eines Concept Stores gehört natürlich noch viel mehr als nur die Einrichtung: Beispielsweise Bewilligungen, die Aussenbeschriftung, Preisschilder und das Kassensystem. Letzteres hatte übrigens dazu geführt, dass ich im Sommer 2023 auch noch den gesamten Onlineshop transferiert und redesigned hatte (-:
Nichtsdestotrotz hat der Bau die meiste Zeit beansprucht und es ist eine Erfahrung, die ich mir lange gewünscht hatte und die ich trotz der vielen Zusatzstunden, Schweiss und Tränen nicht mehr missen möchte.
Ich bin unglaublich dankbar, dass ich ein solches Projekt von A-Z nach meinen eigenen Vorstellungen umsetzen durfte. Ich hoffe sehr ihr teilt meine Freude am Ergebnis und ich hoffe die Freude bleibt mindestens solange erhalten, wie die Entstehung gedauert hat ;-)
Infos zum Eco Concept Store und Öffnungszeiten findest du HIER.
Kommentare (1)
Der Laden ist wunderschön geworden und die Produkte sind spitze!
Toll, dass der nachhaltige Lebensstil und Zero-Waste-Bewusstsein sich auch in Romanshorn ihren Platz erobern!